Durch die Ausstattung mit einem Hausnotruf empfinden ältere oder kranke Menschen mehr Sicherheit im Alltag. Er ermöglicht ihnen, lange in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Das soll auch künftig so bleiben. Jedoch soll bei Notrufen nicht automatisch der Rettungsdienst zum Einsatz kommen, sondern der Hintergrunddienst. Ziel dieser Maßnahme ist es, Ressourcen sinnvoll einzusetzen und Fehleinsätze zu minimieren. Der DRK-Kreisverband Ravensburg setzt dieses Ansinnen mit 20 Mitarbeitenden in einem neuen Dienst um.
Um drei Uhr morgens löst die Sicherheitsuhr des Bewegungsmelders, der mit dem DRK-Hausnotrufgerät verbunden ist, den Alarm bei der Notrufzentrale aus. 16 Stunden lang konnte in der entsprechenden Wohnung keine Bewegung festgestellt werden. Ein Mitarbeiter des DRK-Hintergrunddienstes wird benachrichtigt und macht sich auf den Weg. Mulmig ist das Gefühl, weil das „Essen auf Rädern“ unberührt am Wohnungseingang steht. Auf das Klingeln reagiert niemand. Mit dem beim DRK hinterlegten Schlüssel verschafft sich der Helfer Zutritt zur Wohnung. Nachdem in der Wohnung keine Person auffindbar ist, noch ein genauer Check im Gemeinschaftskeller. Auch hier niemand. Eine Nachricht wird hinterlegt, dass der Hintergrunddienst vor Ort war.
Verschiedenste Einsätze
So oder ähnlich kann ein Einsatz des Dienstes ablaufen, wie Christian Neusch, Leiter der Sozialen Dienste beim DRK-Kreisverband Ravensburg aus eigener Erfahrung schildert. Früher wurde beim Betätigen des Hausnotrufes direkt der Rettungsdienst alarmiert. Aufgrund immer knapper werdender Ressourcen muss der Einsatz von Rettungsmitteln aber effizienter gestaltet werden, indem die Zahl der Fehleinsätze minimiert wird. Durch den Einsatz des Hintergrunddienstes für die zahlreichen nicht-medizinischen Einsätze stehen mehr Rettungsmittel für dringende, medizinische Notfälle zur Verfügung. Der DRK-Kreisverband Ravensburg hat für diesen Zweck einen Hintergrunddienst für das Einsatzgebiet Altkreis Ravensburg aufgebaut. 20 Mitarbeitende übernehmen dabei die zwei täglichen Schichten von 7 bis 19 und von 19 bis 7 Uhr. Rund 1500 Personen sind mit dem Hausnotruf-System des DRK verbunden. Alarmierungen sind dabei überwiegend nachts. Tagsüber greifen bei Problemen meist bestehende Unterstützungsnetzwerke.
Professionelle Mitarbeitende
Viele der Mitarbeitenden beim Hintergrunddienst stammen aus dem DRK oder werden entsprechend geschult. „Die Leute wissen, worum es geht“, wie Christian Neusch als Projektleiter schildert. Er gehört selbst auch zum Einsatzteam. Damit der Hintergrunddienst sich laufend professionell weiterentwickelt, schaut Neusch den beteiligten Stellen über die Schulter. Bei der Notrufzentrale etwa hat er dadurch ein Gespür für die eingehenden Anrufe bekommen. „Viele Fälle laufen ganz unspektakulär ab“, so sein Eindruck.
Nach bestimmtem Ablaufschema
Die 24-Stunden-Hotline der Notrufzentrale klopft die jeweilige Situation am Telefon nach einem festen Ablaufschema ab: unter anderem ob eine Person aus dem privaten Umfeld in der Hilfskette einspringen kann. Entsprechende Kontakte, aber auch individuelle medizinische Informationen sind auf Grund des Hausnotruf-Vertrags hinterlegt. Wird keine solche Bezugsperson gefunden, übernimmt der DRK-Hintergrunddienst. Im Bedarfsfall alarmieren die Profis der Notrufzentrale aber weiterhin den Rettungsdienst.
Übrigens war die nicht aufzufindende Person im Krankenhaus, am Tag zuvor vom Rettungsdienst eingeliefert.