· Pressemitteilung

Persönliche Erfahrungen motivieren zu helfen

Yael Alabo tauscht seine Uniform, die er als Ehrenamtlicher trägt, bald gegen die der Hauptamtlichen: Im Oktober startet seine Ausbildung zum Notfallsanitäter beim DRK-Kreisverband Ravensburg an der DRK-Landesschule Ravensburg mit Sitz in Weingarten.

Die Passion von Yael Alabo ist es, Menschen zu helfen. Seit einigen Jahren ist der junge Mann mit der ungewöhnlichen Geschichte daher aktiv beim Deutschen Roten Kreuz. Beim DRK-Kreisverband Ravensburg wird er bald vom Ehrenamtlichen zum Profi: mit seiner Ausbildung zum Notfallsanitäter, die demnächst startet.

Yael Alabo hat ein freundliches Gesicht. Über sein Leben erzählt der heute 17-Jährige unaufgeregt und offen. Seine braunen Augen strahlen. Dabei ist seine Geschichte alles andere als unaufgeregt. Sie ist schon jetzt angefüllt mit Erfahrungen. Yael Alabo ist Syrer. Er war 14 Jahre, als er nach Deutschland flüchtete und seine Familie zurückließ. Auch ihm selbst scheint die eigene Geschichte manchmal unwirklich. Doch Yael Alabo hat nicht nur Passionen, sondern offensichtlich auch die Gabe, schlimme Erfahrungen in positive Energie umzuwandeln. Zur Begeisterung gesellt sich Glück
Ihm ist dabei bewusst, dass ihm das Schicksal oft wohlgesonnen war. Etwa, dass er hier in Oberschwaben in einer Familie leben kann, die ihn gut aufgenommen hat. „Das war ein großes Glück.“ Yael Alabo beobachtet viel. Etwa die Helfer vom Roten Kreuz, die im Einsatz waren, um kranke und verzweifelte Menschen auf ihrer Flucht zu versorgen. In dem jungen Mann keimte die Idee: „Das möchte ich auch machen.“ Hier angekommen, engagierte er sich schon bald beim Jugendrotkreuz in Bergatreute. Später in der Werkrealschule in Bad Waldsee, die er besuchte, setzte er sich dafür ein, dass ein Schulsanitätsdienst aufgebaut wurde. Ansporn gab ihm, dass bei Projekttagen ein Kumpel beim Fahrradparcours auf den Boden „knallte“ und sich verletzte. Die kurze Zeit, bis der Rettungswagen eintraf, hätte Yael Alabo gerne genutzt, um zu helfen. Der Dienst der Ersthilfe an der Schule soll dies künftig gewährleisten. Landespreis für gute Noten und soziales Engagement
Sein umfassendes Engagement wie diverse Praktika, etwa im OP-Raum und beim DRK sowie die 60-stündige Sanitätshelferausbildung sicherten ihm auch den Landespreis der Werkrealschulen in Baden-Württemberg zum Schulabschluss diesen Sommer. Er schloss als einer der landesweit Besten ab. Der Preis setzt sich zusammen aus sozialem Engagement und den Schulnoten. Das lässt vermuten, dass man es mit einem überdurchschnittlichen Schüler zu tun hat. „In Syrien hätte ich es geschafft, meinen Traumberuf Arzt zu realisieren.“ Er war immer Klassenbester, ergänzt er. In Deutschland musste er vieles neu lernen. Die Sprache beherrscht er noch nicht perfekt, aber schon sehr gut. „Sprachkurse waren mir zu langweilig.“ Lieber hat er von seinen deutschen Kumpels und Freunden gelernt. Und von der Familie, bei der er lebt. „Nach sieben Monaten konnte ich ausdrücken, was ich sagen wollte.“ Überstürzte Flucht
Doch was veranlasst einen Teenager seine Familie und die Heimat zu verlassen? Das Zuhause beschreibt er so, dass sich das Bild einer fruchtbaren Landschaft mit Apfel-, Pflaumen-, Pfirsich- und Olivenbäumen in der Nähe eines Flusses auftut. Im Obstgarten der Familie hat Yael Alabo dem Vater gerne geholfen. Ein jähes Ende fand das gute Leben durch den IS. Schon als Kind musste er zusammen mit den anderen Einheimischen mitansehen, wie Menschen nach dem Moscheebesuch willkürlich ermordet wurden. „Es war schlimm, man stand da und konnte nichts machen.“ Der akute Grund für seine Flucht dann: Der IS wollte den 13-Jährigen abholen für den Einsatz im Krieg. Die Entscheidung der Familie fiel innerhalb einer Stunde. Die Eltern packten ihm einen kleinen Rucksack, gaben ihm Geld und schickten ihn los. In allerletzter Sekunde. Beim Blick zurück sah er die IS-Fahrzeuge vor dem Elternhaus. Seine Eltern vermisst er selbstverständlich. Nach seiner Flucht trifft er sie demnächst zum ersten Mal wieder im Irak. Zum Traumberuf
Nicht zuletzt durch die eigenen Erfahrungen gefällt ihm an Deutschland, dass es ein freies Land ist. Hier kann er selbst aktiv sein. „Wenn ich Menschen helfen kann, habe ich was erreicht,“ so seine Motivation. Als nächstes startet er die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter beim DRK-Kreisverband Ravensburg. Aus dem Ehrenamtlichen wird dann ein Profi. Vielleicht ein Schritt auf dem Weg zum Traumberuf Arzt.